Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist mitentscheidend für die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der Schweiz – und somit ein wichtiger Bestandteil in der Umsetzung der Energiestrategie 2050.

Trotz gewachsener politischer und gesellschaftlicher Akzeptanz der Wärmenetze steigt die Komplexität von Projekten in Bezug auf regionale, politische und rechtliche Fragen. Dies führt zu langen Planungs- und Realisationszeiten von Wärmeverbünden. Gepaart mit Erwartungen an die Wirtschaftlichkeit, stellt dies die Umsetzer vor bedeutende Herausforderungen. Umso erfreulicher ist es, wenn – trotz jahrelanger Planung und teils holpriger Wegstrecke – eine Projektidee zu einem erfolgreichen Wärmeverbund führt.

Klimafreundliche Wärme für Worb und Rüfenacht

Auslöser des Projekts war der Ersatz der bestehenden Hackschnitzelheizung der Holzverarbeiterin OLWO. Im Vordergrund stand eine nachhaltigere und komplette Verwertung der vom Sägewerk anfallenden Holzrinde sowie die Absicht, Liegenschaften in Worb mit Wärme zu beliefern.

Die BKW AEK Contracting AG (BAC) entwickelte den Wärmeverbund Worb in Zusammenarbeit mit der OLWO und der Gemeinde Worb. Eine Herausforderung im Projekt war, dass die OLWO eine höhere Prozesstemperatur benötigt, als für die Wärmeversorgung von Liegenschaften notwendig ist. Mit zwei separaten Heizkreisläufen und einem Booster des Rücklaufs des ersten Kreislaufs wurden die Anforderungen erfüllt.

Das erste Feuer im Holzkessel mit 1 500 Kilowatt Leistung wurde nach mehrjähriger Entwicklungsphase im Juni 2020 entfacht. Seither wird die CO2-neutrale Heizenergie mit Holzrinde und Restholz der OLWO erzeugt. Hauptabnehmerin der ersten Bauetappe ist die OLWO selber, sie bezieht Wärme für ihre Produktionsprozesse und ihre Gebäude.

Bereits im Frühling 2021 begann der Bau der zweiten Etappe des Fernwärmenetzes Richtung Worb-Ost für die Versorgung weiterer 60 Liegenschaften bis Ende 2023. Schlag auf Schlag geht es weiter: Seit Sommer 2022 ist die dritte Etappe Richtung Rüfenacht im Bau, sie startet mit einer zwei Kilometer langen Transportleitung über Wiesen und Felder.

Mit dem Ausbau des Verbunds steigt der Bedarf an Wärmeenergie. Ein zweiter Heizkessel mit einer Leistung von 3 200 Kilowatt wurde in der bestehenden Heizzentrale installiert und im Herbst 2022 in Betrieb genommen. Im Endausbau können mit dem Wärmeverbund jährlich rund 3 150 Haushalte mit Wärme versorgt und dadurch über 7 400 Tonnen CO2 eingespart werden. Der im Jahr 2018 beschlossene Energierichtplan der Gemeinde Worb wird durch die Realisierung des Wärmeverbundes der BAC zu fast 100 Prozent erfüllt.

Boris Meyer ist Geschäftsleiter der
BKW AEK Contracting AG. www.bac.ch

Bild oben: Holzverarbeitung der OLWO mit Heizzentrale der BAC im Hintergrund