Der vom Parlament verabschiedete Mantelerlass ist ein wichtiger Schritt in Richtung Netto Null. Damit soll der rasche Zubau erneuerbarer Energien möglich werden. Dieser Zubau muss nun tatsächlich erfolgen! An der Industrie wird es nicht liegen, sollten Grossprojekte wie Alpensolaranlagen, Wasserkraftwerke oder Windparks wegen irgendwelchen Widerständen scheitern.

Der notwendige Zubau an Stromproduktion muss aber auch wirtschaftlich tragbar sein. Das ist wichtig sowohl für die Bevölkerung als auch für die im internationalen Wettbewerb geforderten Industriefirmen. Dabei sind nicht die Gestehungskosten einzelner Stromerzeugungsarten massgebend, sondern die Kosten des Gesamtsystems.

Angesichts des massiven Ausbaus intermittierend produzierender Energien wie Photovoltaik und Wind werden umfangreiche Backup-Kapazitäten nötig, um «Dunkelflauten» abzudecken. Diese Reservekraftwerke müssen gebaut, finanziert und unterhalten werden, auch wenn sie jeweils nur für kurze Zeit im Betrieb sind. Die Kosten dieses parallelen Kraftwerkparks werden auf das Netznutzungsentgelt geschlagen und erhöhen den Strompreis. Sollten diese Kosten aus dem Ruder laufen, dann sind rechtzeitig Anpassungen am Ziel von 45 TWh neuem erneuerbarem Strom per 2050 vorzunehmen.

Schliesslich braucht es Technologieoffenheit. Konkret geht es um Kernenergie, welche ausserhalb des deutschsprachigen Raums genauso wie Erneuerbare als Teil der Lösung für Netto Null betrachtet wird. In dieser Diskussion braucht es dringend eine Entkrampfung.

Jean-Philippe Kohl
Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik
Swissmem