Das Stromnetz der Zukunft steht vor grossen Herausforderungen. Die Dynamik sowohl auf Verbrauchs- als auch Produktionsseite nimmt weiter zu. Mit der Elektrifizierung des Verkehrs kommen neue, leistungsstarke Verbraucher ans Netz. Gleiches gilt für den Ersatz von fossil betriebenen Heizungen durch Wärmepumpen. Zusätzlich entstehen mit den erneuerbaren Energien neue volatile Erzeuger.

Der damit verbundene Ausbaubedarf der Stromnetze kann durch eine intelligente Steuerung von Produktion und Nachfrage reduziert und gleichzeitig die Sicherheit der Stromversorgung gestärkt werden.

Die SBB vereint im gleichen Unternehmen sowohl die Produktions- als auch die Nachfrageseite. SBB Energie liefert den Bahnstrom, mit dem die Züge von SBB Personenverkehr, SBB Cargo und weitere Bahnunternehmen angetrieben werden. Ideale Voraussetzungen also für eine ganzheitliche Optimierung von Produktion und Verbrauch.

Teure Lastspitzen werden geschnitten

Vor diesem Hintergrund hat die SBB bereits 2015 das Programm Lastmanagement beschlossen und eine zentrale Laststeuerung entwickelt. Teure Lastspitzen werden durch vollautomatisches Abschalten von Verbrauchern geschnitten. Die ersten angesteuerten Verbrauchergruppen sind Heizungen auf Zugwagen und Weichenheizungen. Die Lastspitzen dauern nur wenige Sekunden bis zu einer Minute. In dieser Zeit ist der Einfluss auf das Temperaturniveau vernachlässigbar. Die Kunden merken davon nichts, die Kurve des gesamten Leistungsbedarfs im Bahnstromnetz dagegen schon.

Die maximalen Leistungsspitzen dimensionieren den Anlagenbedarf. Mit dem intelligenten Lastmanagement kann die SBB somit dem Ausbaubedarf für neue Stromproduktionsanlagen oder Frequenzumrichter entgegenwirken. Letztendlich ist es eine Investition in smarte Technologie statt in Hardware.

Die zentrale Laststeuerung wird aktuell für den Einsatz in Überlastsituationen und die Steuerung zukünftiger Batterieloks weiterentwickelt. Im Sinne der Energiestrategie werden Flexibilitäten der Verbraucher netz- und systemdienlich genutzt. Entsprechend hat das Bundesamt für Energie das Programm Lastmanagement mit dem Gewinn des Watt d’Or 2022 prämiert. In der Begründung wird betont, dass die SBB als «Prosumer» das Zusammenspiel mit der Stromproduktion optimiere. Sie übernehme damit «eine Vorbildrolle auch für das allgemeine Stromnetz der Schweiz.»

Markus Halder arbeitet im Bereich
Geschäftssteuerung bei SBB Energie und leitet das Programm Lastmanagement der SBB.
Er ist Diplomingenieur Umwelttechnik mit Weiterbildung MAS in General Management.
www.sbb.ch

Bild oben: Virtueller Generator – symbolisch für das innovative Lastmanagement der SBB, mit dem teure Lastspitzen geschnitten werden (kleines Bild)