Was beim Fahrzeug mit der Verbrauchsanzeige seit Ewigkeiten eine Selbstverständlichkeit ist, ist in unseren Gebäuden in den meisten Fällen inexistent, obwohl der Schweizer Gebäudepark gemäss Bundesamt für Energie rund 45 Prozent des Endenergiebedarfs der Schweiz verbraucht.

Energieverbrauch sichtbar machen

Stellen Sie sich das folgende Szenario vor: Sie betreiben ein Fahrzeug, das nach Angaben des Herstellers im Schnitt 8 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen soll, sehen aber in der Anzeige, dass der Verbrauch konstant weit darüber liegt. Durch die Transparenz werden Sie sich zwangsläufig die Frage stellen, ob das Fahrzeug ein Problem hat oder ob Sie das Fahrzeug nicht optimal betreiben. Entsprechend suchen Sie entweder Ihren Garagisten auf, um das Problem zu lösen, oder passen im Idealfall Ihre Fahrweise an, wenn die Ursache beim Betreiben des Fahrzeugs liegt – eine klare Verhaltensänderung, die direkt durch die Transparenz getriggert wird.

Energieverbrauch vergleichbar machen

Auf die Frage, ob unser Energieverbrauch (Elektro, Gas, Heizung, Brauchwarmwasser etc.) im Vergleich zu einer definierten Periode höher oder tiefer ist, antworten wir mit grosser Wahrscheinlichkeit: «Wir wissen es nicht.»

Die Abrechnungen und eine grobe Übersicht erhalten wir von verschiedenen Instanzen zu verschiedener Zeit und in unterschiedlicher Auflösung: Abrechnung Energieversorger, Abrechnung Gasversorgung, Nebenkostenabrechnung wie Heizen, Brauchwarmwasser und allgemeine Energie.

Um daraus ein belastbares Resultat ermitteln zu können, müssten alle Rechnungen konsolidiert und periodisiert werden. In der Praxis wird das erfahrungsgemäss nicht gemacht, da der Aufwand im Vergleich zum Nutzen unverhältnismässig ist und rückwirkend auch nicht mehr korrigiert werden kann.

Den Umgang mit Energie bewusster gestalten

Genau wie beim Fahrzeug ist es essenziell, dass wir alle unsere Energieverbräuche in Echtzeit sehen, damit wir einerseits das Bewusstsein schärfen und andererseits sofort die Möglichkeit erhalten, korrigierend einzugreifen. Diese Transparenz ermöglicht ausserdem ein besseres Verständnis, welche Massnahme welche Wirkung erzeugt.

Die Technologie zur Visualisierung ist schon längst auf dem Markt und muss lediglich eingesetzt werden. Es ist deshalb an der Zeit, den Schritt zur nachhaltigen Reduktion unseres Fussabdrucks endlich zu vollziehen.

Bernhard Caviezel arbeitet seit 1991 innerhalb von ABB in verschiedenen Führungsrollen, leitet seit 2015 den Bereich Produktmarketing der lokalen Einheit Electrification und gehört in dieser Rolle der Geschäftsleitung dieser Einheit an. Zudem vertritt er die ABB im Schweizer Markt vor allem in den Bereichen Gebäudeautomation, Digitalisierung und Energieeffizienz. www.abb.ch