Eine intelligente Energiepolitik ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft unseres Landes sowie für den produzierenden Industriestandort Schweiz: Sie soll Stromversorgungssicherheit garantieren und unsere CO2-Emissionen reduzieren, indem wir uns schrittweise aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern lösen, entsprechende Anreize setzen und als Gesetzgeber smart regulieren. 

Lösbare Aufgabe

Die Energieversorgungssicherheit ist ein zentraler Faktor für die Attraktivität des Unternehmensstandorts Schweiz. Mit dem Klima-Abkommen von Paris haben wir uns verpflichtet, unsere CO2-Emissionen massiv zu reduzieren und unseren wichtigen Beitrag – auch in unserem ureigenen Interesse – zur Dämpfung des globalen Temperaturanstiegs zu leisten. Es ist nicht immens schwierig, unsere fossile und nukleare Abhängigkeit aus dem Ausland zu reduzieren: Öl- und Gas-Heizungen können mit Pellet-Heizungen oder Wärmepumpen ersetzt werden, die Wasserkraftwerke können noch mehr Strom liefern, sofern man ihren Ausbau zulässt, und die Windkraft soll auch hierzulande nicht mehr durch übermässige rechtliche Barrieren behindert werden. 

Dank Smartgrid wird die Stromversorgung dezentraler organisiert, währenddessen Wärmeverbünde ganze Siedlungen mit erneuerbaren Energiequellen heizen können. 

Grundsätzliche Prinzipien

Die Energiewende ist zu schaffen, wenn wir ein paar grundsätzliche Prinzipien ins Zentrum rücken:

  • Innovationsschub dank Forschung und Entwicklung (und entsprechende Berücksichtigung im BFI-Budget)
  • Steuerliche Anreize zur energetischen Sanierung von Liegenschaften mit Bonus-System für Heizungen mit erneuerbaren Energiequellen oder Malus-System für Heizungen mit fossilen Energieträgern
  • Korrektes CO2-Pricing auf fossilen Energieträgern, die wirksame marktwirtschaftliche Hebel funktionieren lassen
  • Erleichterte Bewilligungsverfahren für den Bau erneuerbarer Energieproduktionsanlagen

Beste Voraussetzungen

Gerade die Schweiz hat für die erneuerbare Energiezukunft beste Voraussetzungen. Wir haben keine eigenen fossilen Energiequellen, sind stark in der Wasserkraft und demzufolge auch in der Stromspeicherung und sind als innovative Volkswirtschaft mit neuen Methoden unterwegs, wie wir den Energiebedarf individuell sichern können – zum Beispiel mit Solarziegeln auf dem Dach des Hauses oder mit Strom produzierender Photovoltaik-Fassade am Industriegebäude. 

Nach dem überwältigenden Ja-Stimmenanteil zur Energie-strategie 2050 auf Bundesebene folgte in vielen Kantonen mit der Ablehnung der geänderten kantonalen Energiegesetze die Katerstimmung. Die Umsetzung auf kantonaler Ebene ist oft gerade nicht diesen Prinzipien gefolgt, sondern versuchte, mit Geboten und Verboten und schalen Kompromissen den Bürgerinnen und Bürgern vorzuschreiben, wie sie die Energiewende zu vollziehen haben. Versuchen wir deshalb nochmals, die Umsetzung zu ermöglichen, denn ich bin überzeugt, dass die Energiewende mit folgenden liberalen Ansätzen zu meistern ist:

  • Markt vor Staat (CO2-Abgabe als Lenkung anstatt gesetzliche Verbote durch kantonale Gesetze)
  • Eigenverantwortung vor Vorschrift (Anreize zur erneuerbaren Sanierung von Gebäuden)
  • Internalisierung externer Kosten für die Mobilität (Mobility-Pricing)

Gemeinsame Aufgabe

Nun ist es unsere gemeinsame Aufgabe, für diese ambitionierten Ziele die politisch und wirtschaftlich relevanten Akteure zu gewinnen, und ich bin sehr optimistisch, dass die erneuerbare Energiezukunft der Schweiz dank einer breiten Zusammenarbeit möglich ist.


Christa Markwalder Nationalrätin FDP BE (seit 2003); Nationalratspräsidentin 2015/16;
Gründungspräsidentin der parlamentarischen Gruppe für Erneuerbare Energien (seit 2005);
Juristin bei Zurich Insurance Group (seit 2008)

Illustrationsbild: © Bildagentur PantherMedia/moodboard (YAYMicro)